zitierte Werke
Themen
»primärer Masochismus«
Zunächst sah Freud den Masochismus als Introjektion des Sadismus (Destruktivität). Später postulierte er einen »primären Masochismus« als Todestrieb und den Sadismus als seine Projektion.
Die Rückwendung nach außen gerichteter Destruktivität auf das Selbst bezeichnet die Pathognostik als »sekundären Masochismus«. Der »primäre Masochismus« hingegen ist die erotische Besetzung menschlicher Sterblichkeit; er ist das Bewusstsein der Sterblichkeit; er fällt mit dem ursprünglichen Todestrieb als Ursadismus zusammen. Er ist eine grundlegende Voraussetzung menschlichen Lebens, Basis von Menschsein und Ontologie. Nur indem wir unseren Zerfall bejahen, können wir überhaupt existieren. Der Masochismus ist unsere Überlebensstrategie.
Die mir angetane Gewalt wird erotisiert, das Phantasma des Masochismus ist Selbstimmunisierung, Todesleugnung.
Erst die Beimischung masochistischer Lust macht die menschlichen sexuellen Gewaltentäußerungen (Essen, Defäkation, Generationssexualität) überhaupt möglich. Der Genuss und die Lust verdanken sich dem »primären Masochismus«. Der »primäre Masochismus« ist eine basale Selbstdrogierung. Lebendigkeit ist die masochistische Übernahme des Verfalls.
Der »primäre Masochismus« ersetzt die Gewaltausübung durch die Erleidung von Gewalt, seine Funktion ist die Befreiung von Schuld.
Anschlüsse
Manfred Pohlen / Margarethe Bautz-Holzherr, Eine andere Aufklärung. Das Freudsche Subjekt in der Analyse, 198:
"Der primäre Masochismus folgt also nicht auf eine Zeitphase, in der die Destruktivität gegen ein äußeres Objekt gerichtet war, er ist ein ursprünglicher, der sich nach außen auf die Objekte verlegt und als projizierter Ursadismus oder Destruktionstrieb die Entäußerung des Urmasochismus darstellt. Daraus folgt, daß der Destruktionstrieb immer schon ein sekundärer ist als ein projizierter, daraus ist auch zu erschließen, daß die Inversion des ursprünglichen Sadismus des tierischen Instinkts, der sich in den menschlichen Trieb wendet, der eigentliche Ursadismus ist, der in den menschlichen Trieb gebrochen wird als Ur-Masochismus."
Abkürzungen der zitierten Werke:
AML = Aus meinem Leben. Posteriore Urszenen
APA = Apokalypse des Abbilds
HPS = Hinführung zu einer Psychoanalyse der Sachen (Pathognostik)
HTH = Hype-Thinking
KAU = Kaum (1-4)
KFO = KoreFashionista
KML = Kainsmale
LDK = Leib - Ding - Körper (I-III)
LIZ = Logik und Inzest (I-III)
LPG = Lectiones pathognosticae
LUI = Logik und Inzest (Die Eule Nr. 4)
MAT = Minora aesthetica
MTA = Metastasen
OAT = Omissa aesthetica
ODC = Oedipus complex
PAK = Psychoanalyse und Kantianismus
PGS = Pathognostische Studien (I-XIII)
PIV = Pathognostische Interventionen (I-VI)
RET = Retro (I-III)
RSD = Rückstände
RVL = Revival (1-4)
TDN = Todesnäherungen
TRT = Traum - Traum 1999
TTS = Taumel und Totenstarre
UDS = Die Utopie des Sadismus (Die Eule Nr. 3)
VIO = Violentiae
ZRS = Zerstreuungen